Zum Aachener Kongress, der von September bis November 1818 tagte, wurde unter anderem beschlossen, die Besatzungstruppen der aus den Befreiungskriegen siegreich hervorgegangenen Staaten in Frankreich abzuziehen. Ursprünglich für 1820 vorgesehen, sollte dies anschließend beginnen. Bei ihrem weiten Weg nach Russland durchquerten die zaristischen Truppen auch die Herrschaft Straupitz, begleitet von preußischen Gendarmerie-Einheiten.Um die Verpflegung dieser marschierenden Truppenmassen zu gewährleisten, war die Standesherrschaft Straupitz mit Fuhrdiensten gefordert. Dies betraf insbesondere Mehl- bzw. Getreidelieferungen an die russischen Truppen, welche von der Waldower Mühle kamen. Dazu gab es eine sehr interessante Begebenheit in Mochow:
Die Straupitzer Fuhren sind die ersten hier gewesen, da mehrere Fuhren nach Waldo fahren
sollten, so war mein Wille daß die Straupitzer Fuhren hier in Mocho bleiben sollten, weil
aber die übrigen Fuhren noch nicht gleich da waren, und der Oberst befohlen daß die
Fuhren gleich nach Waldo abgeschickt werden sollten, so komandirte ich daß gleich
angespannt werden sollte. Da hat Marenz sein Knecht, Christian Bauer aus Straupitz sich
wiedersetzt und mich vor die Brust gestoßen, und mich geschimpft, einen Schlingel und
Lümmel, und ich soll Sachßen erst kennen lernen. Darauf habe ich ihn Aratiren lassen,
anders konnte ich mit diesem Burschen nicht fertig werden. Und weil ich ihn aratirt hatte,
so ging er mit gewalt aus der Stube und stieß mich noch einmal, worauf ich ihn binden ließ.
Auch hat er den Sichter Klemann geschimpft und mit der Faust vors Gesicht gefahren.
Solches wird von mich, und dem Sichter pflichmäßig der Wahrheit nach Attestirt.
Mocho d. 9.ten Jan. 1819
Samuel Kleman Sichter Schneider Sergant der Gensdamerie
(Quelle: BLHA-Potsdam)
Ein Sichter ist die Bezeichnung eines alten Mühlenberufes. Er siebte das Gemahlene durch verschiedene Siebgrößen.
Das Dokument beweist, dass auch zu dieser Zeit Konflikte zwischen den Menschen zum Alltag gehörten. Leider ging dieser Sachverhalt für Christian Bauer aus Straupitz äußerst schmerzhaft aus, denn die preußische Gendarmerie bestrafte ihn am 11. Januar mit 25 Peitschenhieben.
Ein ebenso interessanter Fakt ist Bauers wütende Aussage, der preußische Sergant solle „Sachßen erst kennenlernen“. Man sieht, dass sich die Menschen in unserer Heimat, auch vier Jahre nach dem Beitritt der einst sächsischen Gemarkung zu Preußen, noch nicht richtig damit verbunden fühlten.
Raband & Urspruch
Ortschronisten und Heimatforscher