Carl Christian Schmalfuß (1764-1833)


Wir wollen in diesem Abschnitt einen Menschen ehren und in Erinnerung rufen, der mit seiner unermüdlichen Arbeit und seinen Ideen viel für den Ort Straupitz und die Umgebung getan hat. Möge er damit in unserem heimatgeschichtlichen Bewusstsein einen festen Platz behalten!

Carl Christian Schmalfuß wurde am 6. September 1764 in Arnswalde in der Neumark geboren. Erst sollte er der Arbeit in der Landwirtschaft nachgehen, nahm dann eine Bedienstetenstelle an. Zu dieser Zeit entdeckte er bei einem Maler in Friedeberg/Neumark sein künstlerisches Talent, wurde aber seine Verpflichtungen in der Dienstbindung nicht los und setzte sich daraufhin nach Sachsen ab. Schmalfuß erreichte eine Anstellung beim königlichen Hofstallmaler in Dresden, worauf ihn sein ehemaliger Dienstherr sogar steckbrieflich suchen ließ, jedoch ohne Erfolg. Im November 1790 heiratete er Dorothea Zachau (1760–1831). Zu dieser Zeit betätigte er sich in Eichow bei Cottbus als Zimmer- und Stubenmaler. Am 4. August 1791 wurde sein Sohn Friedrich August Schmalfuß (1791–1876) geboren und die Familie zog im Herbst 1792 nach Altdöbern.

Eine vortreffliche Bekanntschaft verband Carl Christian Schmalfuß mit den drei Houwald-Brüdern Christoph Ernst von Houwald (1778–1845), welcher auf Craupe bzw. Sellendorf lebte, Gottlob von Houwald (1781–1837) in Lübben und Karl Heinrich Ferdinand von Houwald (1773–1832), dem die Herrschaft Straupitz gehörte.

Ein unvermuteter Antrag Karl Heinrich Ferdinand von Houwalds zwecks einer geschäftlichen Betätigung in der Herrschaft Straupitz traf im Oktober 1812 in Altdöbern ein: Er bot Schmalfuß ein breites Betätigungsfeld als Sekretär, Haushofmeister, Oberbauinspektor, Oberaufseher der Ziegeleien und Weinberge, Oberrechnungsführer u.a.m. an. Dieser nahm das Angebot an, und so fuhren im Dezember 1812 acht voll beladene Fuhrwagen nach Straupitz ab, welche bei kaltem Wetter und hart gefrorenem Wege abends eintrafen. Eine wunderbare Ära für das Dorf und die Umgebung nahm ihren Anfang…

Die Familie wurde im gerade sieben Jahre bestehenden Beamtenhause untergebracht, welches architektonisch durch seinen mittig aufragenden Aussichtsturm besonders auffiel. Ehrwürdige Personen, welche eng mit der Straupitzer Geschichte verflochten sind, waren ihre neuen Bekanntschaften und Nachbarn: Hauslehrer Schäffer, Hofmeister Rödenbeck, Maurermeister Winzer, Prediger Viebeg, Oberförster Feuerstock, Demoiselle Voitus und später auch Doktor Hornung.

Doch die neue Betätigung Carl Christian Schmalfuß` war anfangs, trotz aller Unterstützung durch die Herrschaft, sehr mühsam und schwer. Fehlende Ordnung und Folgsamkeit der Untergebenen, Grobheit, Eigensinn und Engstirnigkeit machten ihm arg zu schaffen, doch nach und nach gewöhnte er auch den Widerspenstigsten mit seiner klugen, ruhigen und überlegenen Art an Gehorsam und Pflichterfüllung. Wenn keiner mehr eine Lösung sah, der alte Schmalfuß bot immer Rat und Hilfe. Seine Kenntnis der sorbischen bzw. wendischen Sprache brachte ihm dabei große Vorteile, so zum Beispiel auch in den Kriegsjahren 1812/13 bei Verhandlungen mit den russischen Truppen.

In einem Garten hinter dem Beamtenhaus, dem Turmgebäude, legte er eine Baumschule an. Er zog und sammelte neue Obst- und Baumsorten und ließ die jungen Bäumchen in die umliegenden Gärten und als Alleen im Ort und in der Herrschaft pflanzen bzw. pflanzte sie eigenhändig mit. Auch die Bienenzucht wurde von ihm mit wechselnden Erfolgen betrieben. Ebenso intensiv beschäftigte sich Inspektor Schmalfuß mit dem Weinbau, welcher unter seiner Führung in und um Straupitz wieder florierte. Es wurden gute Weinsorten beschafft, und es gelang endlich, einen schmackhaften Wein zu pressen. Nicht nur aus diesem Grunde rückte der nach seiner Idee neu gestaltete Straupitzer Weinberg an der Straße nach Byhleguhre in den Mittelpunkt, sondern auch mit dem Bau der modernen Eisgrube, welche unterirdisch in den Nordhang des Hügels gemauert wurde. Leider ist sie heute nicht mehr erhalten.

Auch das herrschaftliche Erbbegräbnis auf dem Alten Friedhof in seiner noch bestehenden Form wurde von Carl Christian Schmalfuß gestaltet. Bitterlich schmerzten ihn der oft vorkommende Baumfrevel, Unfug oder die böswillige Behinderung von gemeinnützigen Unternehmungen durch einzelne Menschen. In seinem Amt als Straßenbaukommissar war er wochenlang mit der Verbesserung des Straßen- und Wegenetzes beschäftigt, meistens musste er die dafür benötigten Materialien von weit her beschaffen.

Ein großes Werk, für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung, gelang Inspektor Schmalfuß mit der Ausführung seiner Idee für eine hölzerne Wasserleitung von Byhlen/Pintschens Quell nach dem Schloss in Straupitz. Hierbei hatte es von einzelnen Menschen Einwendungen und Kränkungen aller Art gegen ihn und sein Vorhaben gegeben, bis seine ruhige, kluge Beharrlichkeit schließlich alle Zweifler verstummen ließ. Der Bau fand vermutlich zwischen den Jahren 1815 und 1825 statt.

Einen ebenso großartigen Meilenstein für Dorf und Herrschaft setzte Inspektor Schmalfuß mit der Bauaufsicht über die Errichtung der Schinkelkirche in Straupitz, deren würdevolle Weihe er im August 1832 noch erleben durfte.

Ein langes und arbeitsreiches Leben ging seinem Ende entgegen. Am Donnerstag, dem 30. Mai 1833, erhielt sein Sohn Friedrich August, der mit der Schwester des späteren Australienforschers Ludwig Leichhardt (1813-1848?) verheiratet war und mit seiner Familie bei seinen Schwiegereltern in Trebatsch weilte, durch Fuhrleute aus Straupitz die Nachricht eines schweren Anfalls seines Vaters. Die Familie reiste sofort nach Straupitz ab, wo sie von Dr. Hornung informiert wurde, dass der alte Inspektor Schmalfuß gegen 2 Uhr morgens verstorben sei. Am darauf folgenden Tage wurde Carl Christian Schmalfuß in seiner Wohnung im Turmgebäude würdig mit Blumen geschmückt aufgebahrt.

Mehrere hundert Menschen, allen voran die Herrschaft mit dem Dichter Christoph Ernst von Houwald und dem Landrat Bernhard von Patow, begleiteten am Sonntag, dem 2. Juni 1833, gegen 5 Uhr abends den ehrenvollen Trauerzug für den Inspektor Carl Christian Schmalfuß zum Friedhof auf dem Straupitzer Weinberg.

Gute Menschen gleichen Sternen,
sie leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen.


Quelle: Friedrich August Schmalfuß, Mein Tagebuch. 1. Teil 1817 – 1820, 2. Teil 1820 – 23, Tagebuch der Familien Zachau und Familien Nachrichten der Familien Schmalfuß und Zachau   1832 – 1837, Familien Nachrichten der Familien Schmalfuß und Zachau 1837 – 1870, alle Stadtmuseum Cottbus.


Das Turmgebäude von der Rückseite mit den ehem. Beamtengärten. Photo Anfang 1960er Jahre.
Das Turmgebäude von der Rückseite mit den ehem. Beamtengärten. Photo Anfang 1960er Jahre.

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher