Die folgende Begebenheit ist viele Jahre in vollkommene Vergessenheit geraten. Bis zu jenem Tage, als uns eines der wahrscheinlich letzten Exemplare von Pfarrer Johann Crecovs Gedenkschrift zum 100jährigen Kirchenjubiläum von 1758 zum Studium überlassen wurde. In dem hochinteressanten Bändchen wird unter anderem von einem Matthäus Faber berichtet, welcher nach dem Studium als Kustode an die Schlosskirche nach Wittenberg kam. Johann Crecov verweist auf das von Faber 1730 verfasste Buch:
Kurzgefaßte Historische Nachricht
von der
Schloß- und ACADEMischen
Stiffts Kirche zu Aller-Heiligen
in Wittenberg
MATTHAEO
Fabern
1730
Doch hören wir Matthäus Faber, der auf dem Gute Tacky (Teka-Schmidt) am Kirchplatz in Straupitz geboren wurde, selbst, wie ein Straupitzer mit einem der Größten seiner Zeit zusammentraf:
„Auch so gar Ihro Czaarl. Majest. Petrus Magnus besuchten Anno 1712. am 14. Octobr. unsere Schloß- und Stifts-Kirche, und gaben sich die Mühe, auch die allergeringsten Kleinigkeiten zeigen und beschreiben zu laßen, da denn Ihre besondere Neigung, alles genau zu sehen und zu erfahren, unter andern hieraus abzunehmen war: Als dessen Dollmetscher, auf meinen Bericht, Ihro Majest. Friderichs des Weisen Bildniß zeigete und beschrieb, ich aber durch Hülfe der Wendischen Sprache vernahm, daß er das Wort Weise, von der weißen Farbe verstund, und ich daher ihn corrigirte, so bezeigete der Czaar die allergröste Freude darüber, daß er ohne Dollmetscher alles von mir vernehmen konte, und ließen sich hernach alles desto genauer so wohl in unserer Kirche, als sonst in der Stadt, von mir zeigen und beschreiben.“
So hat ein einfacher Straupitzer Bürger mithilfe seiner wendischen Muttersprache dem russischen Zaren Peter dem Großen (1672–1725) nicht nur die Schlosskirche in Wittenberg nahegebracht, sondern ihn auch durch die Stadt geführt.
Raband & Urspruch
Ortschronisten und Heimatforscher